Bei uns im Stall stehen viele alte Pferde, deutlich mehr als junge. Diese Pferde sind in dem Stall seit sie jung sind, also fast ihr ganzes Leben lang. Das ist echt ein Phänomen! Die Besitzer kümmern sich seit vielen Jahren genau gleich um ihre Pferde; sie werden auf die Weide gebracht und wieder hereingeholt, sie werden geputzt und beschmust. Das Reiten wird mehr und mehr durch spazieren gehen ersetzt.

Ich sehe niemanden, der im sich-kümmern nachlässt, nur weil sein Pferd alt ist und nicht mehr so „gebraucht“ werden kann. Das tut den Pferden sehr, sehr gut, denn Pferde sind Gewohnheitstiere. Sie mögen, dass alles immer seinen gleichen Gang nimmt. Im meine den Tagesablauf, nicht zu verwechseln mit Eintönigkeit!

Nicht jeder Pferdebesitzer macht das so: Oft werden alte Pferde sozusagen „in Rente geschickt“. Doch auch wenn die Weide oder der Rentnerstall noch so schön sind: Ein Pferd, das nur noch so vor sich hindödelt,  baut ab wenn es aus seiner gewohnten Umgebung herausgenommen und nicht mehr gebraucht wird, wenn es „weggestellt“ wird.

Man kann durchaus den Vergleich zum Menschen ziehen. Jemand, der sein ganzes Leben lang gearbeitet hat und die Dinge gemanagt hat, und dann in der Rente keine Aufgaben und keine Ansprache mehr hat, baut ganz schnell ab, weil er körperlich und geistig nicht mehr gefordert ist.

Wer rastet, der rostet

Wenn das alte Pferd nicht mehr geritten wird ist das völlig in Ordnung. Aber es braucht trotzdem Bewegung, nur Weide oder Auslauf reichen nicht. Wir haben viele andere Möglichkeiten unsere Pferde zu bewegen und etwas mit ihnen zu unternehmen außer zu reiten:

  • Bodenarbeit
  • Spazierengehen
  • Führtraining
  • Arbeit am langen Zügel
  • Longieren

Natürlich: Alte Pferde müssen nicht ewig trainiert werden, kleine aber häufige Einheiten sind da sinnvoll, ganz nach dem Motto: „A bissl was geht immer“

Bei der Bewegung arbeiten wir nach wie vor intensiv zusammen und fordern auch das Hirnkasterl unseres Pferdes. Das hält auf Zack!

Ganz wichtig ist aber auch, dass wir durch Bewegung die Gesundheit erhalten.

Bewegung fördert:

  • Die Durchblutung
  • Den Lymphfluss
  • Den Energiefluss
  • Die Produktion der Gelenkschmiere

Bewegung verhindert:

  • Dass der Bewegungsapparat einrostet und die Geschmeidigkeit nachlässt
  • Dass die Muskulatur abgebaut wird
  • Dass sich Ablagerungen bilden

Liebe!

Jedes Pferd freut sich, wenn „sein Mensch“ zu den gewohnten Zeiten kommt und alles mit ihm macht, was er früher auch getan hat – nur halt vielleicht nicht reiten.

Es tut unseren Pferden einfach gut wenn wir sie putzen, bürsten, kraulen, streicheln, uns also ganz intensiv mit ihnen beschäftigen. Ich beobachte diese schon ewig verbundenen „Paare“ sehr gern. Sie sind einander vertraut, sie kennen den anderen in- und auswendig. Und – auch wenn es aufwendig ist -, auch den Menschen tut es seeeehr gut, weiterhin jeden Tag in den Stall zu gehen und Zeit mit ihrem Pferd zu verbringen, auch ohne Reiten.

Informiere dich  was bei alten Pferden anders ist!

Wird ein Pferd älter, verändert sich einiges. Unter Umständen ist es gut das Futter umzustellen; zu sehen ob das Pferd eine Decke auf der Weide braucht wenn es kalt, nass und windig ist; die Zähne noch regelmäßiger kontrollieren zu lassen; umsichtiger und achtsam zu sein, was evtl. geändert werden sollte.